Samstag, 3. Mai 2008

architektur

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bird's nest im smog
links der autobahn

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rechts der autobahn

gewitterregen

heute hat es den ganzen tag gestürmt, geregnet, geblitzt und gedonnert.
wie alles hier in beijing ist auch so ein unwetter gigantisch.
noch nie in meinem leben war ich so nass.

in china feierte man bis immer den 1.mai eine ganze woche lang.
dieses jahr hat man die ferien auf vier tage gekürzt (wohl um die vielen noch nicht fertigen olympia-vorbereitungen zu vollenden).

ich hatte glück, denn ohne zu wissen, das heute alles weltliche geschlossen ist, beschloss ich, den himmelstempel, zu besuchen.

dabei handelt es sich nicht um einen einzigen tempel, sondern um eine komplexe, zum unesco welt-kulturerbe zählende rituelle tempelanlage, in einem 273 ha grosse parkanlage gelegen, dreimal grösser als der kaiserpalast.

der kaiser kam jedes jahr hierher, damit „winde und regen geordnet und kälte und hitze zur richtigen zeit auftreten...“. denn nur dann herrsche ordnung unter dem himmel.“, heisst es im „buch der riten“.
er opferte und betete nicht nur für eine gut ernte, sondern auch für sich, denn sein wiederwahl als keiser war vom wetter abhängig.

heute herrschte nur unordnung unter dem himmel, es hat halt keinen kaiser mehr!
deshalb habe ich mich heute, aber nur bis das wetter besser wird, auf vielfältigem wunsch zur kaiserin krönen lassen.

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das architektonisch eindrücklichste gebäude ist „die halle der ernteopfer“. auf drei kreisrunde terassen, scheint es mit seinem blau gedeckten dreistufigen dach zu schweben (bzw. heute zu schwimmen).

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trotz dem wetter waren, wegen der feiertage, wieder tausende chinesen unterwegs, in bunten regenmäntel und mit regenschirmen ausgerüstet (die strassenhändler haben heute ein gutes geschäft getan).
ausländische touristen waren wieder wenige zu sehen??

wegen dem schlechten wetter hatte ich ein eindrückliches erlebnis:
bis auf die haut durchnässt, wollte ich den wunderschönen park durchqueren und geriet aus versehen in einem labyrintformigen, überdeckten wandelgang, in dem ein reges leben herrschte.
statt sich in den park zu vergnügen, hatten sich die chinesen hier schutz gesucht und vertrieben sich die zeit mit tanzen, musizieren mit singen, picnic, kartenspiel, stricken und häkeln!!
die darbietungen waren für meine augen und ohren sehr fremd, wir würden es in unseren breitengraden sicher katzenmusik nennen, aber es herrschte eine einfache, ungekünstlete fröhlichkeit, die mich tief beeindruckt hat.

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ich wurde sogar mit rucksack und plasticregenmantel als einzige ausländerin weit und breit zum gruppentanz aufgefordert, und heftig unter gelächter applaudiert.

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tanzen heisst einfach hemmungslos mit arme und beine fuchteln.
das schaffe ich auch auf chinesisch.

Donnerstag, 1. Mai 2008

die verbotene stadt

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(smog?)dunst

man kan nicht in beijing sein, und sollte es auch nicht, ohne die verbotene stadt zu besuchen.
sie ist verboten schön!

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600 jahre, von 1368 bis 1911 regierte die chinesischen kaiser und (kaiserinnen) zenral von hier aus, im 16. Jahrhundert bereits über 120 millionen menschen.

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das heutige regime hat demnach eine lange tradition!

mein sohn mikkel schenkte mir dieses jahr zum geburtstag marco polos reiseberichte u. a. von china, und fast am interessantesten und lustigsten ist die beschreibung vom damaligen „internet“, hunderttausende reiter und läufer (mit glöckchen, die bis in die hinterste ecke des reiches berichte und nachrichten hin und her im eil-tempo vermittelte, und dadurch das regieren des riesenreiches ermöglichte.

die architektur wiederspiegelt diese zentalistische regierungsform, erstens in grösse:
1km lang und ¾ km breit, hatte es ursprünglich über 100 innenhöfe und 9999 ½ räume.
der kaiser war der sohn des himmels. da der himmel 10.000 zimmer hatte, durfte der himmelssohn nur 99991/2 haben!

ausschmückung, prunk und grösse der repräsentative räume sind unvorstellbar, die privaten räume, z.b. das schlafgemach des letzten Kaisers hingegen fast ärmlich und karg.

die verbotene stadt war dem kaiser, seine kaiserin, höflinge, konkubinen (oft über 100 an der zahl!) eunuchen und sonstige bedienstete, ca. 6000 menschen, sowie die palast-wachen weitere 6000, vorbehalten.
die eunuchen waren sehr mächtig. Auf dem höhepunkt ihrer macht kontrollierten sie die regierungsgeschäfte und waren nicht weniger als 70.000 an der zahl!

der kaiser hatte es streng, neben den staatsgeschäften die ehelichen und unehelichen pflichen nachzukommen , da auch seinen tag/nacht hatte nur 24 stunden.
man sagt, die zeit, die er mit eine konkubine verbringen durfte, betrug die dauer des abbrennens eines räucherstäbchens.

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freundliche menschen aus der inneren mongolei

zehntausendweise pilgern die chinesInnen, hauptsächlich aus den entfernten provinzen, täglich in die verbotene stadt. die ausländischen besucher fallen gar nicht auf. trotzdem ist alles gespenstisch ruhig, sauber und gepflegt, fast andächtig die stimmung.
im moment blühen im palastgarten die pfingstrosen

Mittwoch, 30. April 2008

wöschtag in beijing

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menschen in beijing

jeden morgen frühstücke ich im hof des hotels mit theodor.
theodor ist weder ein kanarienvogel oder einen hund sondern ein griechischer regisseur, der daran ist, eine tragödie vom aischylos mit 120 chinesen für die eröffnung der olympischen spiele zu inszenieren.
theodor leidet, weil die mehrheitlich jungen chinesInnen nichts begreifen, kein ernst besitzen, viel lieber in einem musical mitmachen würden. vor allem würden sie die politische brisanz des stückes nicht begreifen, aber theodor leidet immer, glaube ich, dass sein freund jannis kounellis erst in einer woche kommt, dass seine freundin, die frau des botschafters, nicht in der stadt ist, u.s.w.
aber sein leiden ist immer unterhaltsam, weil hoch dramatisch.

auch wenn ich nur knapp eine woche hier in beijing bin, kann ich mir vorstellen,dass die jungen chinesInnen, die sich mit aischylos identifizieren, an einer hand abzuzählen sind.

ich erlebe die menschen auf der strasse sehr positiv - freundlich und hilfsbereit.

wie der finster aussehende und nicht gerade frisch gewaschene taxichauffeur, der mich mitten in der nacht auf einer grossen kreuzung absetzte, weil er den weg zum hotel nicht wusste, ich aber auch nicht, und als ich später den stadtplan studierte, kam er von der gegengesetzte richtung zurückgerast, bat mich einzusteigen und setzte mich mit quietschenden bremsen direkt vor dem hotel ab. es war mir unmöglich diese zweite fahrt bezahlen zu dürfen.

oder wie die junge frau, die ich auch mal nach dem weg fragte: kurzentschlossen nahm sie meine taschen, um mir in die richtige richtung zu begleiten. nach zwei stunden, es war unterdessen eingedunkelt, war sie immer noch dabei, mir verschiedene sehenswürdigkeiten zu zeigen, z.b. den platz des himmlischen friedens und maos mausoleum im scheinwerferlicht und erklärte mich verklärt, was mao, der vater ihres herzen, alles für die chinesen getan hatte...
wie man es in china so macht, wechselten wir zum abschied business-cards aus und als ich später ins hotel kam, was beim hiesigen verkehr etwas dauern kann, rief sie mich an, um sich zu vergewissern, dass ich gut ins hotel angekommen war!

oder als ich heute in einem restaurant zu mittag essen wollte, das nur von chinesinnen frequentiert schien:
nach einer langen wartezeit neben einem aquarium, in dem grauslichstes meeresgetier halblebendig rumkrappelte, wurde ich, zusammen mit einer zweiten alleinessenden dame (chinesin) an einem tisch gefürt.
die speisekarte war wirklich bemerkenswert:
ich glaube nicht, dass es ein scherz war, dass katzen-ohren auf der menuekarte stand! da heisst es nur augen zu und durch,
ich habe crevetten mit baumnüsse vorgezogen, sehr lecker, und zum trinken bestellte ich jasmin tee, die dame auch.
als ich nach dem essen gehen wollte (der 10 cm breiten sitzbank/hühnerstange war nicht sehr bequem), war es mir wieder nicht möglich den tee zu bezahlen. obwohl wir kein wort miteinander reden konnten, war ich von der dame eingeladen worden!

touristen fallen mir gar nicht gross auf bei den vielen einheimischen menschen, ausser vielleicht der holländische weltenbummler mit sonnenbrand und t-shirt mit elch und aufschrift „lappland finland“, der gerade am tisch nebenan platz genommen hat.
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Sonntag, 27. April 2008

kulturschock!

das hotel „lu song yuan“ liegt in einem der wenigen hutongs, die die abreiss-olympia-bulldozer vom alten bejing übriggelassen haben.
das wort „hutong“ bedeutet kleine schmale gasse und kommt ursprünglich aus dem mongolischen und bezeichnet dort den pfad, der zwischen den jurten hindurchführt.
heute noch tragen viele dieser strässchen noch die namen von beamten oder eunuchen, die einst in ihenn lebten, da sie es hauptsächlich waren, die diese Viertel nahe des Kaiserpalastes bewohnten.

innenhof im hotel
innenhof-im-hotel
wie es so ist - wenn etwas bewahrt wird, ist es oft schon aufgegeben und dem touristischen untergang geweiht, dies gilt wohl besonders für beijing mit seinem wolkenkratzer-mentalität.

schon am ersten tag sieht und spürt man die wiedersprüche überall, auf allen ebenen:
in einer ecke wird z.b. stinkendes, wohl nicht mehr frisches geissenfleisch in einem alten kanister auf der strasse gegrillt und für wenige rappen feilgeboten, daneben die fünf-sterne-hotels in einem unvorstellbaren prunk und grösse, die unseren westlichen luxus-standards und portemonnais schlicht verblassen lassen.

rem kohlhaas television twin towers
rem-kohlhaas-twin-tower

up, up and away!

L10100391endlich ist es soweit. ich bin in der luft, irgendwo über zentralsibirien mit kurs auf beijing. auch aus 35.000 fuss höhe, sieht es daunten sehr tiefgefroren aus.
eine absurde welt!
da sitzen wir bequem im business-sessel, werden von unmengen co2 nach china katapultiert, und essen gemütlich giant shrimps und lammrücken, vom chef-koch des hotel elefant in weimar zubereitet, spühlen aber das schlechte gewissen mit gutem merlot hinunter.
im hotel elefant verkehrte anscheinend sowohl goethe als auch hitler....

nach sanfter landung und nie enden wollender landebahnfahrt, nähern wir uns endlich die neue ankunftshalle von sir norman foster: polierter marmor, sauber, megaloman, imposant und nach allen westlichen regeln und kunst für jeglichen olympia-ansturm gerüstet:
(wird es die je geben?)

jetzt geht es zur pass- und zoll-kontrolle und anschliessend zum geisterbahn: einen vollelektronischen, führerlosen schnellzug richtung gepäckband.
ich habe keine ahnung wo aussteigen, und in zug hat es nur chinesen...
ruhig blut bewahren!
ich gehe einfach mit, als alle aussteigen.
beim warten aufs gepäck marschiert eine zweirerkolonne von ca 50 politisten in gleich- und stechschritt und auch sonst geklont aussehend, vorbei, alle kaum 20.
ein drogenhund schnuppert herum - und schon sehe ich caspar chiquet, der mich tatsächlich abholt....
jetzt bin ich wirklich in china!

Mittwoch, 2. April 2008

das offizielle china

unten links habe ich ein link zum offiziellen chinesischen organ:
"china today" plaziert.
es ist nicht so, dass dieses organ meine politische meinung wiederspiegelt, ich finde es trotzdem interessant, der eigene standpunkt mit dem tagesgeschehen aus dieser sicht zu vergleichen.

Donnerstag, 27. März 2008

noch bin ich da - aber!

am 24. april fliege ich von basel via münchen nach beijing.

im kopf, im herz und in gedanken bin ich schon da, ich weiss schon wie es dort riecht, sehe die farben spüre den wind und die sonne.
ich lese zeitgenössische litteratur, kunstkataloge und -bücher, (siehe unten rechts: mein lese-stoff) historische und politische bücher...

ich war noch nie ganz alleine in einem land, in dem ich nicht direkt kommunizieren - nicht lesen kann, für mich ist es eine nahezu existenzielle herausforderung.

ausserdem bin ich unglücklich und betroffen wegen der momentanen politischen situation, habe sogar überlegt, nicht nach china zu fahren. ich finde aber, dass es wichtig ist, sich einen bild vor ort zu machen. ich bin auch sicher, dass es dort menschen gibt, die anders denken als das offizielle regime.
gestern wurde gemeldet, dass 29 intellektuelle fordern, dass es einen dialog mit dalai lama geben muss.

was mich besonders auf diese reise interessiert, ist ausserdem die neue chinesische kunstszene. seit ein paar jahren interessiert mich diese entwicklung sehr und ich hoffe einige künstler und künstlerinnen zu treffen.

Ich möchte t'ai chi und chi-gong am morgen im park mitmachen und hoffe die technik der chinesischen tuschmalerei weiter zu vertiefen.

...

das bin Ich!




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